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Imperialismus als Weltsystem
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=Ăberblick= Die Analyse des Imperialismus ist umstritten und gehört zu den zentralen Debatten in der kommunistischen Bewegung. Sie hat weitgehende Konsequenzen fĂŒr die Strategie der Parteien und ist eine anhaltende Debatte, die bereits seit der Entstehung des Imperialismus gefĂŒhrt wird. Zum Teil sind es heute dieselben Punkte wie in der Auseinandersetzung zwischen Kautsky und Lenin (s.u.). Der Grund fĂŒr Unklarheiten liegt zum einen im [[Revisionismus und Opportunismus|Opportunismus]], zum anderen in VerĂ€nderungen, die untersucht werden mĂŒssen und ĂŒber die, wegen mangelnder Grundlage, falsche Annahmen entstehen können. Die voranschreitende [[Monopolisierung und Finanzkapital|Monopolisierung]], die weitere Entwicklung von [[Kapitalexport]] und die verschiedenen Formen des fiktiven Kapitals und der Kapitalströme haben bei verschiedenen politischen KrĂ€ften zu der Annahme gefĂŒhrt, der grundlegende Charakter des Kapitalismus habe sich in seinem imperialistischen Stadium verĂ€ndert. Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage: Was sind die Kriterien mit denen die Analyse vorgenommen wird? Ebenso zu klĂ€ren sind folgende Fragestellungen: Wird der Imperialismus als ökonomisches System oder als vor allem politisches PhĂ€nomen begriffen? Ist es möglich den politischen Ăberbau von der ökonomischen Basis zu lösen bzw. zu relativieren? Gibt es kapitalistische Staaten, die eine friedliche, fortschrittliche Entwicklung im Imperialismus ermöglichen könnten? Und gibt es eine Verflechtung und VerschrĂ€nkung, die zu einer AbschwĂ€chung der WidersprĂŒche fĂŒhrt? Die Debatte spitzt sich in der Frage zu, ob es Staaten bzw. LĂ€nder gibt, die auĂerhalb des âImperialismusâ stehen. Damit einher geht, dass eine Definition des Imperialismus vorgenommen wird, nĂ€mlich die, dass der Imperialismus auf einige wenige besonders mĂ€chtige LĂ€nder beschrĂ€nkt ist. Dem gegenĂŒber steht die Auffassung, dass Imperialismus als Weltsystem zu verstehen ist, in dem die LĂ€nder verschiedene Positionen einnehmen. Im folgenden wird versucht, die unterschiedlichen Positionen und Thesen sowie ihre Vertreter darzustellen. Die Analyse imperialistischer BĂŒndnisse steht in enger Verbindung zu der Imperialismusanalyse im Allgemeinen und ist ein Teil von ihr. Die Auseinandersetzungen zur Imperialismusanalyse sind daher eine Vorbedingung fĂŒr eine Bewertung der BĂŒndnisse der einzelnen Staaten. Die Analyse der internationalen KrĂ€fteverhĂ€ltnisse spielt eine wichtige Rolle in der Strategie der kommunistischen Bewegung, da sie untrennbar mit der BĂŒndnisfrage und Friedensfrage verbunden ist. Wie sind die verschiedenen Konfliktparteien in militĂ€rischen Auseinandersetzungen zu bewerten? Was muss dafĂŒr beachtet werden, was kann dafĂŒr ausgeblendet werden? Gibt es fortschrittliche, friedliche oder antiimperialistische KrĂ€fte im kapitalistischen Weltsystem? Die Arbeiterklasse braucht Klarheit in diesen Fragen, um ihre KĂ€mpfe und ihre SolidaritĂ€t in einen internationalen Rahmen setzen zu können. BĂŒndnisse zwischen den Staaten spielen hier ebenfalls eine Rolle, da die EinschĂ€tzung einzelner Staaten in den meisten FĂ€llen auch auf die Allianzen, die sie eingehen, bezogen wird. Diese Fragen stehen eng in Verbindung mit ihrem ökonomisch-politischen Charakter. Welche Auswirkungen haben Freihandelsabkommen zwischen WirtschaftsbĂŒndnissen auf die arbeitende Bevölkerung? Wie drĂŒckt sich das KlassenverhĂ€ltnis in ZusammenschlĂŒssen zu einem Wirtschaftsraum aus, vor allem in dessen Institutionen? Eine KlĂ€rung solcher Fragen muss materialistisch in Anbetracht der geĂ€nderten Bedingungen im derzeitigen Stadium des Imperialismus erfolgen. FĂŒr die Kommunisten und ihre Parteien in Europa spielt vor allem die Position zur EuropĂ€ischen Union eine wichtige Rolle. Innerhalb der kommunistischen Bewegung gibt es teilweise grundlegend verschiedene Auffassungen zu ihrem Charakter und dem daraus resultierenden strategischen Umgang mit ihr. Dieses Themenfeld lĂ€sst sich als "Reformierbarkeit der EU" zusammenfassen sowie der Positionierung zu der Abschaffung oder dem Austritt aus der EuropĂ€ischen Union. Was ist die EU eigentlich? Inwieweit ist sie reformierbar, oder sind ihre Probleme grundlegender Art? Muss sie abgeschafft werden, und wie sind Austritte aus ihr, wie zum Beispiel derjenige GroĂbritanniens, zu bewerten? Die Spaltung der kommunistischen Bewegung in Europa wird anhand dieser Fragen besonders ersichtlich, weshalb Antworten auf sie im Laufe des KlĂ€rungsprozesses einen wichtigen Beitrag zur Einheit leisten können. ==Die Diskussion zwischen Lenin und Kautsky um den âUltraimperialismusâ== Lenin setzte sich in seinem Werk âDer Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismusâ ausfĂŒhrlich mit der von Karl Kautsky vertretenen Theorie des âUltraimperialismusâ auseinander. Kautsky definierte den Imperialismus wie folgt: âDer Imperialismus ist ein Produkt des hochentwickelten industriellen Kapitalismus. Er besteht in dem Drange jeder industriellen kapitalistischen Nation, sich ein immer gröĂeres agrarischesâ (hervorgehoben von Kautsky) âGebiet zu unterwerfen und anzugliedern, ohne RĂŒcksicht darauf, von welchen Nationen es bewohnt wird.â (zitiert nach Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, LW 22, S. 272) Die Auseinandersetzung um Kautskys Theorie betraf mehrere Punkte. Erstens ging Kautsky davon aus, dass sich durch die Herausbildung internationaler Trusts die WidersprĂŒche im Imperialismus abschwĂ€chen und eine friedliche Entwicklung möglich sein wĂŒrde. Kautsky schreibt: âVom rein ökonomischen Standpunkt ist es nicht ausgeschlossen, daĂ der Kapitalismus noch eine neue Phase erlebt, die Ăbertragung der Kartellpolitik auf die Ă€uĂere Politik, eine Phase des Ultraimperialismusâ, eine Phase der âgemeinsamen Ausbeutung der Welt durch das international verbĂŒndete Finanzkapitalâ (zitiert nach Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, LW 22, S. 275). Er behauptete zwar nicht, dass ein solcher Zustand bereits erreicht sei, konstatierte jedoch eine Tendenz in diese Richtung. Lenin ging im direkten Gegensatz zu dieser Auffassung von einer VerschĂ€rfung der WidersprĂŒche zwischen den Monopolen aus. Zwischenimperialistische BĂŒndnisse sah Lenin nur als âAtempausen zwischen Kriegenâ, also nicht als dauerhafte ZusammenschlĂŒsse. Solche BĂŒndnisse wĂŒrden Kriege vorbereiten und aus ihnen wiederum hervorgehen, seien also der imperialistischen Tendenz zum Krieg an sich keineswegs entgegengesetzt. Zweitens trennte Kautsky in seiner Definition die Politik von der Ăkonomie, indem er Annexionen als âbevorzugteâ Politik der Monopole bezeichnete und damit auch eine andere Politik fĂŒr möglich hielt, ohne dass sich an der ökonomischen Basis etwas Ă€ndern mĂŒsste. Lenin betonte dagegen die Einheit von Ăkonomie und Politik und dass auf der ökonomischen Basis des Finanzkapitals keine andere als eine aggressive reaktionĂ€re Politik entstehen könne. Drittens sah Kautsky vor allem in der Annexion agrarischer Gebiete das treibende Motiv des Imperialismus, also in der GrĂŒndung von Kolonien, was Lenin fĂŒr eine VerkĂŒrzung hielt, da seiner Ansicht nach der Imperialismus auch einen Drang zur Annexion industriell entwickelter Gebiete entwickelte. Viertens betonte Kautsky in seiner Definition allein die industrielle Entwicklung des Kapitalismus als ökonomische Grundlage des Imperialismus, wĂ€hrend Lenin diese Grundlage in der Entwicklung des Kapitals zum [[Monopolisierung und Finanzkapital|Finanzkapital]] sah. Die Polemik Lenins gegen die âUltraimperialismusâ-Theorie hat seitdem in imperialismustheoretischen Diskussionen oft eine wichtige Rolle gespielt, zumal sie grundlegende Fragen wie das VerhĂ€ltnis von Ăkonomie und Politik und die FĂ€higkeit des Imperialismus zur friedlichen Entwicklung betraf. ==Imperialismus als Weltsystem, die imperialistische Pyramide== Die KKE vertritt die Imperialismusanalyse, wonach der ökonomische Kern des Imperialismus das Monopol ist. Die Merkmale des Imperialismus sind fĂŒr die KKE weiterhin: die Konzentration der Produktion und des Kapitals, die Verschmelzung des Bank- und Industriekapitals zum Finanzkapital, die Entstehung einer Finanzoligarchie, der [[Kapitalexport]] und die Entstehung internationaler MonopolbĂŒndnisse. Imperialismus ist nach den Analysen der KKE kein politisches Konzept, das von der ökonomischen Basis loszulösen ist und auch nicht nur als Politik der militĂ€rischen Aggression zu verstehen. Kapitalismus und Imperialismus sind demnach nicht von einander zu trennen. Der Imperialismus ist nach dieser Auffassung nicht damit gleichzusetzen, dass âeine Handvoll groĂer kapitalistischer KrĂ€fte die ĂŒbrigen LĂ€nder bestehlen und ausplĂŒndern und sich nicht-gleichberechtigte Beziehungen zu den ĂŒbrigen kapitalistischen LĂ€ndern durchsetzenâ. Es sei eine falsche Schlussfolgerung, âdass nur kapitalistische Staaten, die sich an der Spitze der imperialistischen Pyramide befinden, imperialistische Politik ausĂŒbenâ (Papadopoulos 2016: Die AktualitĂ€t der leninistischen Theorie des Imperialismus, KOMEP 4/2016). Lenin habe bereits zu seiner Zeit die imperialistische Politik bĂŒrgerlicher Staaten untersucht, die nicht zu den HauptmĂ€chten gehörten, wie z.B. in den FĂ€llen Belgiens, Italiens und DĂ€nemarks. Imperialismus ist fĂŒr die KKE ein Weltsystem, in dem die verschiedenen LĂ€nder verschiedene Stellungen einnehmen und in einem wechselseitigen AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnis stehen. Aufgrund der Wirkung des Gesetzes der ungleichmĂ€Ăigen Entwicklung wĂŒrden âdie ungleichmĂ€Ăigen Beziehungen die Gesamtheit der kapitalistischen Staaten betreffen und (seien) dem imperialistischen System immanentâ (ebenda). Es gebe zwar zu einem gegebenen Zeitpunkt immer bestimmte fĂŒhrende Staaten, allerdings wĂŒrden sich die KrĂ€fteverhĂ€ltnisse zwischen den Staaten aufgrund des Kapitalexports und des technologischen Wandels kontinuierlich Ă€ndern. Der Bedeutungsgewinn der BRICS-Staaten, der relative Abstieg der G7-Staaten, sowie die VerĂ€nderung des VerhĂ€ltnisses zwischen USA und Eurozone werden als aktuelle Beispiele dafĂŒr angefĂŒhrt. Die KKE benutzt also die Metapher einer Pyramide, wobei an der Spitze die mĂ€chtigsten imperialistischen MĂ€chte stehen, darunter verschiedene Zwischenschichten von LĂ€ndern, die zu verschiedenen Graden ebenfalls Merkmale des Imperialismus (Monopole, Finanzkapital, Kapitalexport) entwickeln und schlieĂlich ganz unten die am wenigsten entwickelten LĂ€nder, die trotzdem insgesamt Teil des imperialistischen Weltsystems sind. Die Hierarchie zwischen diesen LĂ€ndern ergibt sich aus der wechselseitigen AbhĂ€ngigkeit zwischen ihnen, die stets ungleich strukturiert ist, aber auch stĂ€ndiger VerĂ€nderung unterliegt. Die GegensĂ€tze und WidersprĂŒche zwischen den verschiedenen Staaten nehmen daraus folgend zu, ebenso verschĂ€rft sich die Konkurrenz um Rohstoffe, Transportwege und Marktanteile der Monopole. Die Zunahme von Polen oder Zentren verschĂ€rft die Konkurrenz und GegensĂ€tze. Monopole in der Wirtschaft können nicht mit einer gewaltfreien, nicht den Monopolinteressen dienenden Politik koexistieren. FĂŒr die KKE ist diese Frage von groĂer politischer Relevanz. Denn aus der falschen Analyse des Imperialismus, die diesen tendenziell als ausschlieĂliches Merkmal einer Gruppe mĂ€chtiger Staaten verstanden hat, seien aus ihrer Sicht falsche Schlussfolgerungen ĂŒber den Charakter der Revolution abgeleitet worden. Der Charakter der Revolution in einem Land wurde demnach oftmals ânach dem Kriterium des jeweils unterschiedlichen Entwicklungsstandes der ProduktivkrĂ€fte und der Ănderung der Position eines Landes im internationalen imperialistischen Systemâ bestimmt. Damit werde jedoch unterschĂ€tzt, inwieweit die sozialistischen ProduktionsverhĂ€ltnisse selbst groĂe Impulse zur Entwicklung der [[Produktivkraftentwickung und Arbeitsteilung|ProduktivkrĂ€fte]] und zum Aufholen des relativen RĂŒckstands der ProduktivkrĂ€fte leisten könnten (ebenda). Der Imperialismus sei hingegen als weltweites System von der internationalen Arbeiterklasse auch mit einer einheitlichen Strategie zu bekĂ€mpfen. Das bedeutet, dass die Arbeiterklasse einem Irrweg folgt, wenn sie in manchen LĂ€ndern lediglich eine nationale Befreiung ohne Verbindung zum Sozialismus oder eine Zwischenphase (antimonopolistische Demokratie, neudemokratische Revolution etc., siehe Dissens [[Strategie der ĂbergĂ€nge|ĂbergĂ€nge]]) anstrebt. Stattdessen sollte der Sozialismus ĂŒberall auf die Tagesordnung gesetzt werden. Vertreter: KKE (https://inter.kke.gr/de/articles/On-Imperialism-The-Imperialist-Pyramid/ ; Papadopoulos, Makis 2016: Die AktualitĂ€t der leninistischen Theorie des Imperialismus, KOMEP 4/2016). ==Kollektiver Imperialismus== Vor knapp zwanzig Jahren wurde, z.B. von einem Teil der DKP, die These vertreten, dass alle imperialistischen Staaten auf Grund gemeinsamer Interessen die restlichen LĂ€nder unterwerfen und dass ein Krieg zwischen den imperialistischen MĂ€chten unwahrscheinlich bzw. ausgeschlossen ist. Nach der Weltwirtschaftskrise von 2008 und der zunehmenden WidersprĂŒche zwischen den imperialistischen LĂ€ndern hat sich die These etwas verschoben. Angenommen wird nun, dass die USA und die NATO-Staaten einen âkollektiven Imperialismusâ bilden, der ihre Interessen gegen die anderen, vor allem Russland und China, durchsetzt. Die ökonomische Grundlage dieses neuen Stadiums sieht bspw. Leo Mayer darin, dass sich der Imperialismus im Ăbergang vom â[[Staatsmonopolistischer Kapitalismus|staatsmonopolistischen Kapitalismus]]â zum âtransnationalen Monopolkapitalismusâ befinde. âZum ersten Mal in der Geschichteâ sei âdie Produktion von Mehrwert selbst â das Wesen der kapitalistischen Akkumulation â international organisiertâ (Leo Mayer 2011: Zunehmende VerteilungskĂ€mpfe, junge Welt 13.4.2011). Aufgrund der Internationalisierung der Produktion und Verwertung des Kapitals, sowie der Zunahme des Kapitalexports haben sich ihrer Meinung nach Konzerne mit âtransnationaler EigentĂŒmerstrukturâ herausgebildet. Dies fĂŒhre auch zu Entwicklung neuer supranationaler Staatsgebilde. Auch im DKP-Programm von 2006 heiĂt es, es zeichneten sich âim Zusammenhang mit der Globalisierung Keimformen eines globalen staatsmonopolistischen Regulierungssystems ab.â (Programm der DKP, S. 4). Damit verbunden wird eine relative SelbstĂ€ndigkeit des Staates vom Kapital angenommen. Dies Ă€uĂert sich in der Auffassung, Nationalstaaten wĂŒrden vom transnationalen Kapital gegeneinander ausgespielt werden, um fĂŒr dieses die besten Bedingungen durchzusetzen. Sie vermitteln nach dieser Position weiterhin die âHegemonieâ des transnationalen Kapitals und bearbeiten die Konflikte zwischen Fraktionen dieses Kapitals. Die Konkurrenz zwischen Nationalstaaten nehme laut dieser Imperialismusanalyse zwar zu, die transnationalen Organisationsformen des transnationalen Kapitals trĂŒgen aber zur EntschĂ€rfung der Konkurrenz bei. (Mayer) HauptsĂ€chlich gingen die EU und die USA kollektiv vor, wĂ€hrend es zwischen den USA und der EU auf der einen Seite und den BRICS auf der anderen Seite zu verstĂ€rkter Konkurrenz komme. Welchen Charakter und welche Rolle Russland und China dabei spielen, wird unterschiedlich ausgelegt. Aus der These des âkollektiven Imperialismusâ wird oft die politische Schlussfolgerung gezogen, Kritiker dieser Position sehen darin eine Neuauflage der âUltraimperialismusâ-These Kautskys. Sie kritisieren, dass weder fĂŒr eine Ablösung des Kapitals vom Nationalstaat, noch fĂŒr die Herausbildung eines âtransnationalen Staatesâ oder die AbschwĂ€chung zwischenimperialistischer WidersprĂŒche zugunsten eines kollektiven BĂŒndnisses der imperialistischen MĂ€chte ĂŒberzeugende empirische Belege existieren. Durch diese Analyse werde dem Imperialismus fĂ€lschlicherweise das Potenzial zur friedlichen Entwicklung zugetraut und der Nationalstaat als immer noch entscheidender Rahmen des Klassenkampfes unterschĂ€tzt. Vertreter: Leo Mayer, ISW, Samir Amin. ==âNeuimperialistischeâ LĂ€nder, âĂbermonopoleâ und âallein herrschendes internationales Finanzkapitalâ in den Analysen der MLPD== Nach Auffassung der âMarxistisch-Leninistischen Partei Deutschlandsâ (MLPD) haben sich in den vergangenen Jahrzehnten sogenannte âneuimperialistischeâ LĂ€nder herausgebildet. Diese These wurde erstmals 2011 vom MLPD-Vorsitzenden Stefan Engel in seinem Buch âMorgenröte der internationalen sozialistischen Revolutionâ aufgestellt. Demnach hat sich durch die Ausbreitung der kapitalistischen Produktionsweise in den âneokolonial abhĂ€ngigen LĂ€ndernâ eine nationale Bourgeoisie herausgebildet. Auch hier habe sich der Prozess der Konzentration und Zentralisation des Kapitals durchgesetzt, was in der Herausbildung einheimischer Monopole gemĂŒndet sei. Das sei die ökonomische Basis fĂŒr die Herausbildung der neuimperialistischen LĂ€nder gewesen. Die neokolonial abhĂ€ngigen LĂ€nder seien dann in die globale Reproduktion der Monopole eingebunden worden, was zu einer gegenseitigen Durchdringung der Monopole im WeltmaĂstab gefĂŒhrt habe, wobei sogenannte âĂbermonopoleâ eine besonders wichtige Rolle gespielt haben. Entscheidend fĂŒr die Herausbildung der neuimperialistischen LĂ€nder sei schlieĂlich die Entwicklung âstaatsmonopolistisch-kapitalistischer Strukturenâ gewesen, vor allem aus MilitĂ€rdiktaturen oder âbĂŒrokratisch-kapitalistischenâ LĂ€ndern, womit die Sowjetunion und VR China gemeint sind. Die BRICS und andere LĂ€nder sind ihrer Meinung nach aufgestiegen, wĂ€hrend die USA die letzte verbliebene Supermacht sei, die vor allem von China herausgefordert werde. Die imperialistische MultipolaritĂ€t vertiefe die allgemeine Krise des Kapitalismus. Der zweite neue Begriff, den die MLPD hier einfĂŒhrt, ist der des âallein herrschenden internationalen Finanzkapitalsâ. Hiermit ist nicht das gesamte Monopolkapital gemeint, denn die MLPD schreibt ausdrĂŒcklich, es gebe Teile des Monopolkapitals, die nicht zum âallein herrschenden internationalen Finanzkapitalâ gehörten und auf die dieses die Krisenlasten abwĂ€lze (MLPD-Programm, S. 18). Ăber das âallein herrschende internationale Finanzkapitalâ wird im MLPD-Programm (S. 27f) ausgefĂŒhrt, es sei âeine verschwindend kleine Schicht der Bourgeoisie, die sich aus Gruppierungen internationaler Ăbermonopole mit unterschiedlichen nationalstaatlichen Grundlagen und Bindungen zusammensetzt. Seine strategische SchwĂ€che gegenĂŒber dem vereinigten internationalen Industrieproletariat besteht darin, dass es ĂŒber keinen gemeinsamen Machtapparat verfĂŒgt. Zur Aufrechterhaltung seiner Herrschaft und zur Niederhaltung der ausgebeuteten Massen muss es sich auf die Machtorgane der einzelnen imperialistischen LĂ€nder stĂŒtzen.â Demnach wird das âallein herrschende internationale Finanzkapitalâ also als ein kollektives Subjekt verstanden, dass gemeinsam herrscht, obwohl es sich aus unterschiedlichen nationalen Gruppen des Kapitals zusammensetzt, und das Problem hat, keinen einheitlichen Weltstaat zur Absicherung seiner Herrschaft zu besitzen. Drittens verwendet die MLPD oft den Begriff der âĂbermonopoleâ. Diese werden nach unserem Wissen nirgendwo prĂ€zise definiert, sondern bezeichnen offenbar vor allem einfach die gröĂten Monopolkonzerne. So ist oft von den â500 allein herrschenden internationalen Ăbermonopolenâ die Rede, womit die 500 umsatzstĂ€rksten Konzerne der Welt gemeint sind (MLPD: Ăber die Herausbildung der neuimperialistischen LĂ€nder). Diese hĂ€tten sich durch vermehrte grenzĂŒberschreitende Fusionen und Ăbernahmen gebildet. Inwiefern Ăbermonopole und âallein herrschendes internationales Finanzkapitalâ synonym verwendet werden, ist unklar: Im MLPD-Programm heiĂt es beispielsweise, âDas allein herrschende internationale Finanzkapital ist eine verschwindend kleine Schicht der Bourgeoisie, die sich aus Gruppierungen internationaler Ăbermonopole mit unterschiedlichen nationalstaatlichen Grundlagen und Bindungen zusammensetztâ, wĂ€hrend in einer anderen Schrift ausgefĂŒhrt wird, die Ăbermonopole bildeten die FĂŒhrungsschicht des âallein herrschenden internationalen Finanzkapitalsâ (MLPD: Ăber die HerausbildungâŠ). Eine Kritik an den Analysen der MLPD stellt infrage, dass mit der EinfĂŒhrung neuer Begriffe wie âĂbermonopoleâ und âneuimperialistische LĂ€nderâ ein theoretischer Gewinn erreicht ist. Inwiefern âĂbermonopoleâ eine neue QualitĂ€t des Monopolkapitals bzw. der Aufstieg bestimmter LĂ€nder im imperialistischen Weltsystem eine neue QualitĂ€t des Imperialismus ausdrĂŒcken und deshalb eine neue Begrifflichkeit erfordern, sei fragwĂŒrdig. Eine grundsĂ€tzlichere Kritik (vgl. Philipp Kissel: EinschĂ€tzung der Programmatik der MLPD) wirft der MLPD vor, mit ihrer Analyse zu âĂbermonopolenâ und âallein herrschendem internationalem Finanzkapitalâ eine Variante der These vom âkollektiven Imperialismusâ, also letztlich der âUltraimperialismusâ-These zu vertreten, in der von einer Ablösung bestimmter Teile des Finanzkapitals von seiner nationalstaatlichen Grundlage ausgegangen wird und die WidersprĂŒche zwischen den Monopolen und ihren Staaten ausgeblendet werden. Auch im maoistischen Spektrum ist die Analyse der MLPD umstritten, allerdings werden hier andere Aspekte kritisiert: In einem Text der maoistischen Website âDem Volke Dienenâ wird argumentiert, im Gegensatz zur Theorie der neuimperialistischen LĂ€nder wĂ€re in Wahrheit die Herausbildung neuer imperialistischer LĂ€nder aufgrund der AbhĂ€ngigkeit dieser LĂ€nder vom Imperialismus ĂŒberhaupt nicht möglich. Die Theorie der MLPD leugne damit den weltweiten âHauptwiderspruch zwischen dem Imperialismus und den unterdrĂŒckten Völkern und Nationen, und damit die Rolle der unterdrĂŒckten Nationen als Sturmzentrum der proletarischen Weltrevolutionâ und vertrete damit einen chauvinistischen Standpunkt. Vertreter: MLPD.
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