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=== Probleme des Begriffs === Welche Probleme stellen sich bei dem Begriff des Faschismus? Das Hauptproblem ist die Abgrenzung von anderen Formen der imperialistischen Diktatur. Unsere Definition eines Begriffs sollte sich nicht auf die ideologischen Erscheinungsformen (z.B. âRassenlehreâ) oder konkrete historische Ă€uĂere Formen (z.B. âFĂŒhrerprinzipâ) reduzieren, sondern das Wesen dieser Erscheinungen beschreiben. Bei der Analyse der verschiedenen als faschistisch bezeichneten Regime stoĂen wir auf groĂe Unterschiede in den jeweiligen LĂ€ndern. Das stellt uns vor das Problem, dass es offenbar weder ein formales (z.B. das Vorhandensein einer Massenbasis) noch ein ideologisches (z.B. Antisemitismus als kleinster gemeinsamer Nenner) Kriterium gibt, anhand dessen zum Beispiel eindeutig die faschistische Diktatur von einer MilitĂ€rdiktatur unterschieden werden könnte. Genauso stellt sich die Frage, ab welchem Grad der staatlichen Angriffe auf die Arbeiterbewegung von einer faschistischen Herrschaft gesprochen werden muss? AuĂerdem in welchem VerhĂ€ltnis dazu Integrationsmechanismen stehen, aber auch âsanfteâ Repression wie zum Beispiel die gesetzliche EinschrĂ€nkung des Streikrechts, die auf verhĂ€ltnismĂ€Ăig friedlichem Wege das Verbot politischer Streiks bedeutet und in ihrer Konsequenz eine Ă€hnliche EinschrĂ€nkung der Arbeiterbewegung mit sich bringt, wie die blutige Niederschlagung von Streiks. Gleichzeitig gibt es auch zahlreiche historische Beispiele fĂŒr offen terroristische MaĂnahmen des bĂŒrgerlichen Staats, ohne dass eine faschistische Partei an der Macht gewesen wĂ€re, so z.B. bei der Niederschlagung der Novemberrevolution in Deutschland 1918/19 unter FĂŒhrung der SPD. Bediente sich in diesem Fall nicht auch die Sozialdemokratie âfaschistischerâ Herrschaftsmethoden? Formulierungen wie âoffenen Diktaturâ, âMachtĂŒbernahmeâ oder âdrohender Faschismusâ suggerieren eine plötzliche EinfĂŒhrung der Diktatur mit gewissen qualitativen Ănderungen im Staatsapparat, die aber historisch selbst in Deutschland eher schrittweise vorgenommen wurden, in Italien sogar viel langsamer und schleichender und lange unter der Beibehaltung wesentlicher Elemente der parlamentarischen Demokratie. Oder kann es sich auch um eine mögliche Kombination verschiedener Formen der âFaschisierungâ handeln, verschĂ€rfter, offener Formen der Faschisierung bei gleichzeitiger Anwendung und Vorbereitung verdeckter faschistischer Mittel (z.B. der Aufbau von faschistischen âUntergrundarmeenâ). Können wir immer noch von einem schlagartigen Wechsel der Herrschaftsform wie im historischen Faschismus ausgehen? Und wenn nicht, ab welchem MaĂ quantitativer VerĂ€nderungen ergibt sich fĂŒr uns eine neue QualitĂ€t der Herrschaftsform? Wir gehen auch nicht davon aus, dass der Faschismus eine andere ökonomische Grundlage als der Imperialismus hat. Doch wird unter dem Begriff Faschismus nicht tatsĂ€chlich hĂ€ufig nicht nur eine âneueâ Herrschaftsform, sondern auch die MachtĂŒbernahme durch andere soziale TrĂ€ger oder gar der Ăbergang zu einer anderen Gesellschaftsform verstanden, die eine verĂ€nderte Funktion und ein qualitativ neues Wesen hat? Identifiziert der Faschismus-Begriff nicht die Helfer der Diktatur (die faschistischen Banden) mit dessen Inhalt und tatsĂ€chlichen Protagonisten (dem Kapital)? Die Ziele und die Funktion des âFaschismusâ sind schlieĂlich im Kern die Gleichen wie die der sogenannten bĂŒrgerlichen Demokratie, nĂ€mlich die Niederhaltung der Arbeiterklasse und die Sicherung der eigenen Klassenherrschaft â auch wenn die faschistische Herrschaft dabei bestimmte Methoden der MachtausĂŒbung offener anwendet. Die Ziele der bĂŒrgerlichen Herrschaft, ob nun unter demokratischen oder faschistischen Vorzeichen, sind die Sicherung der Profite und Einflussgebiete, auĂerdem die VergröĂerung derselben durch Neuaufteilung der Welt (also Krieg) und als ĂŒbergeordnetes Ziel den Erhalt der imperialistischen Weltordnung. Letztendlich ist das, was wir wesentlich mit dem Faschismus-Begriff beschreiben wollen, die unverhĂŒllte, also offen terroristische ''imperialistische Diktatur''. Eine problematische Ableitung, die aus der Kennzeichnung einer imperialistischen Herrschaftsform als faschistisch resultieren kann, ist die GegenĂŒberstellung von Faschismus und Demokratie (siehe: [[Faschismus und Demokratie]]). GroĂe Teile der Kommunistischen Bewegung haben daraus die Schlussfolgerung gezogen, die Verteidigung der bĂŒrgerlichen Demokratie gegen den Faschismus gehöre zu den wichtigsten Aufgaben des antifaschistischen Kampfes â meist mit dem Argument der besseren Kampfbedingungen fĂŒr die Arbeiterbewegung. Damit hing hĂ€ufig die Vorstellung zusammen, dass es verschiedene mehr oder wenige demokratische Teile des Kapitals gĂ€be, die jeweils verschiedene Herrschaftsformen vorziehen. Hieraus kann dann ein antifaschistisches BĂŒndnis mit den weniger reaktionĂ€ren Teilen der Bourgeoisie abgeleitet werden (siehe dazu: [Breite BĂŒndnisse]). NatĂŒrlich hat die KI den Begriff zunĂ€chst nicht so missverstĂ€ndlich verwendet, wie seine heutige Rezeption teilweise nahelegt. Genauso wenig wie sie den Faschismus dem Imperialismus entgegengestellt hat. Die Frage ist dennoch, wofĂŒr es einen neuen Begriff brauchte, um die VerĂ€nderungen in der Form der imperialistischen Diktatur zu beschreiben â ging es vor allem darum die besondere Grausamkeit dieser Bewegungen und Herrschaftsformen gegenĂŒber der Arbeiterklasse herauszustellen? Aus unserer Sicht stellt sich die Frage â und diese wollen wir in den nĂ€chsten jahren diskutieren und prĂŒfen â ob nicht die Formulierung âoffene und verdeckte Diktatur des imperialistischen Staatesâ besser geeignet ist, um die verschiedenen Herrschaftsformen der Bourgeoisie im Imperialismus zu kennzeichnen und so MissverstĂ€ndnisse und Illusionen ĂŒber den Charakter des bĂŒrgerlichen Staates zu vermeiden.
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